Was ist "klassisch homöopathisch"?

"Warum legt sie in allen Newslettern und Blogs immer so einen Wert auf die Bezeichnung "klassische Homöopathie"? Das hast Du Dich bestimmt schon gefragt.
Weil nicht alles was sich "homöopathisch" nennt auch wirklich was mit Homöopathie zu tun hat.
Du hast bestimmt die Diskussionen um die Wirksamkeit der Homöopathie mitbekommen. Immer wieder geistert es durch die Medien, dass Homöopathie
nur einen Placeboeffekt hat - und noch nicht einmal den. Oder dass sie schadet und für Todesfälle verantwortlich ist. Es herrscht son seit 200 Jahren ein Kampf zwischen der Schulmedizin -
der Allopathie - und der Homöopathie.
Woher kommt das? Nun, vor 200 Jahren hatten die Allopathen nicht den besten Ruf, Ihre Heilkunst war mehr eine Unheilkunst. Aderlass und zum
Teil giftige Mittel, die zum Erbrechen oder Durchfall führen sollten, waren an der Tagesordnung. Man ging davon aus, dass die Krankheit so aus dem Körper des Patienten vertrieben werden musste.
Hochgiftige Substanzen wie Arsen und Quecksilber wurden praktisch unverdünnt angewandt.
Hahnemann fand in unzähligen Selbstversuchen und Beobachtungen heraus, dass diese giftigen Substanzen stark verdünnt und potenziert durchaus
einen Heilungserfolg hatten, ohne dem Patienten Schaden zuzufügen.
Er stellte genaue Regeln auf, wie die Substanzen zubereitet werden mussten und wie ein Patient im Krankheitsfall zu behandeln war, um einen
Heilungserfolg zu erzielen. Diese Regeln gelten noch heute. Von der Herstellung der homöopathischen Arzneien bis zur Behandlung Kranker. Im Laufe der vergangenen 200 Jahre wurde die Homöopathie
zwar an die sich ändernden Lebensumstände angepasst aber im Großen und Ganzen halten sich "klassisch homöopathisch" arbeitende Therapeuten an Hahnemanns Vorgaben.
Never change the winning Horse

Im Laufe der Geschichte versuchte man das "homöopathische" Rad mehrmals neu zu erfinden. Die Lehren Hahnmanns sind nicht einfach - die
Homöopathie ist im wahrsten Sinne des Wortes ein HEILKUNST - und Kunst kommt bekanntlich von Können..... man muss die Homöopathie verstanden haben, um erfolgreich behandeln zu
können.
Es ist mit sehr viel Aufwand - d.h. mit sehr viel Lernen und nochmals Lernen - verbunden. Eine Ausbildung in klassischer Homöopathie dauert
mindestens vier Jahre und danach stehen immer wieder Fort- und Weiterbildungen an - man lernt nie aus.
Manch ein Therapeut hat - egal ob Heilpraktiker für Menschen oder Tiere - nicht die Zeit oder auch das Interesse, sich diese umfangreiche
Ausbildung zusätzlich zu den anderen Therapieformen, die er anbietet noch aufzuerlegen. Da greift man dann gerne zu den abgespeckten Ausbildungsvarianten, die allerdings dann nur an der
Oberfläche kratzen und das tiefe Wissen um die Mittelwirkungen gar nicht vermitteln können. Es wird auch gerne zu Komplexmitteln gegriffen, die mehrere Substanzen in unterschiedlichen Potenzen
beinhalten. Das nenne ich die "Schrotschussvariante" - eines der vielen Mittel darin, wird schon helfen. Das hat dann aber rein gar nichts mit klassischer Homöopathie zu tun. Diese sieht nur ein
einziges Mittel vor. Wenn mehrere Mittel nötig sind, dann nacheinander gemäß den Symptomen - aber niemals gleichzeitig.
Heilpraktiker, die Komplexmittel oder mehrere Mittel gleichzeitig verordnen, arbeiten nicht klassisch homöopathisch!
Viele Mittel verderben den Brei
...oder besser "die Symptome". Wenn ich zu viele Mittel gleichzeitig verordne, kann ich nicht mehr erkennen, welches der Mittel denn jetzt
eine Besserung gebracht oder welches zur Verschlechterung beigetragen hat. Habe ich EIN Mittel gegeben, kann ich anhand der Symptome sehen, ob es das richtige Mittel ist und wenn nicht, warum es
falsch ist.
Und dieses Mitteldurcheinander ist der Grund, warum die Homöopathie in Verruf gerät. Weil durch eine falsche und viel zu hohe Dosierung
entweder Schaden angerichtet wird oder - im günstigen Fall - gar nichts passiert.
Wie findet der Homöopath das richtige Mittel

Alles über den Patienten zu wissen, ist die halbe Therapie.
Am Beginn einer homöopathischen Behandlung steht die Erstanamnese. Diese kann bei einer chronischen Erkrankung je nach Schwere bis zu
1,5 Stunden dauern. An diesem Termin geht es darum, so viel wie möglich über den Grund, die Ursachen, die Symptome, den Zustand, das Verhalten und die bisherigen Behandlungen zu erfahren. Wichtig
für mich ist auch zu wissen, aus welchen Umständen das Tier zu Dir kam - ob es vom Züchter, aus dem Tierheim, aus dem Ausland kommt oder über das Internet den Weg zu Dir fand; wie die
Haltung war, bevor es bei Dir einziehen durfte; welche Krankheiten oder Symptome es da schon im Gepäck hatte. Wenn Du noch etwas über die Zucht oder die Eltern deines Vierbeiners weißt, umso
besser.
Ich schaue mir Dein Tier an. Wie ist die Beschaffenheit des Fells, wie die der Haut, ist es zu dick oder zu dünn, wie sehen die Krallen aus,
sind die Ohren sauber oder riechen sie seltsam, wie sind die Ohrränder beschaffen, tränen die Augen, stimmt auch alles am anderen Ende usw...
Ich möchte von Dir wissen, wie sich Dein Tier zu Hause Dir und allen anderen Mitbewohnern gegenüber verhält, ob es Angst vor Geräuschen, der
Dunkelheit oder Gegenständen hat, kann es Alleine bleiben oder braucht es immer Gesellschaft, mag es lieber Wärme oder Kälte, wie es schläft und wo und was es gerne frisst oder überhaupt
nicht mag, ob es durstig ist oder den Wassernapf eher meidet. Wann sind die Symptome besser und wann schlechter. Fühlt es sich im Sommer wohler oder im Winter oder ist ihm die Jahreszeit
völlig egal. Wie ist es draußen mit Artgenossen, fremden Menschen, ungewohnter Umgebung; kann es sich überall lösen oder nur mit grün unterm Popo oder möglichst hinter einer
Hecke.
Gibt es zeitnahe Blutuntersuchungen oder Kotanalysen, wie sah die bisherige Behandlung aus, welche Medikamente gab es, wie lange und wie
oft.
Das ähnlichste Mittel finden

Nach unserem Gespräch beginnt die eigentliche Arbeit
Bei Tieren, die schon lange chronisch krank sind, gibt es viele Krankheitsereignisse und Behandlungen. Die gilt es jetzt zu ordnen - eine
Zeitschiene zu erstellen - damit sich die Zusammenhänge klarer darstellen.
Es ist dabei wichtig zu erkennen, welche Symptome gehören zu der eigentlichen Erkrankung und welche sind "Arzneikrankheiten"
Ein schönes Beispiel dazu ist die vorherige, jahrelange Behandlung mit Cortison. Im Laufe der Zeit entwickelt das Tier Symptome, die diesem
Wirkstoff zuzuschreiben sind. Das ist beispielsweise zu weicher Kot, Fettleibigkeit, übermäßiges Krallenwachstum, übermäßiger Appetit, Symptome einer Leber- und/oder Nierenschädigung etc. Solange
dem Tier Cortison verabreicht wird, könnte ich homöopathisch behandeln, solange ich wollte, es würde nie eine Heilung geben und die eigentliche Erkrankung "chronischer Juckreiz" könnte nicht
wirklich behandelt werden.
Habe ich das "zu Behandelnde" herausgearbeitet, geht es an's Repertorisieren.
Das Repertorium ist neben der Materia Medica das Haupthandwerkszeug des Homöopathen. Im Repertorium befinden sich alle möglichen Symptome mit
den dazugehörigen homöopathischen Mitteln mit ihrer Wertigkeit wie intensiv sie auf ein Symptom ansprechen.
Meine Aufgabe ist es nun zu schauen, welche Mittel es für welches Symptom gibt:
Ein Beispiel: Erbrechen, gelb
Im Repertorium ist dann Folgendes zu finden:
Magen - Erbrechen - gelb: apis, arn, ars, bry .... etc.
insgesamt fast 50 Mittel. Da ist es natürlich von Vorteil, wenn man gleichzeitig noch die Information hat, dass gelbes Erbrechen nur morgens
stattfindet, dann reduziert sich das auf ein Mittel.
Da es unzählige Symptome von der körperlichen bis zu emotionalen Ebene gibt, sind diese Bücher sehr dick, meist auf Bibelpapier in sehr
kleiner Schrift, damit auch alles reinpasst. Zum Glück gibt's inzwischen Programme, die das Repertorisieren vereinfachen.
Ich trage alle relevanten Symptome in das Programm ein und erhalte dann nach Häuifgkeit und Intensität aufsteigend die Mittel
vorgeschlagen.
Schön wäre es, wenn ich einfach das Mttel nehmen könnte, das die höchste Übereinstimmung hat. Das geht leider nicht. Repertorien sind
Sammlungen und da schleichen sich schon mal Fehler ein. Also muss ich zur Materia Medica greifen.
Das ist ebenfalls ein sehr dickes Buch - oft sogar mehrere Bände umfassend - in dem alle Arzneien mit den entsprechenden Symptomen
aufgelistet sind. Nun muss ich mir die in Frage kommenden Arzneimittelbilder anschauen und dabei das Mittel finden, dass dem Patienten in seiner Gesamtheit am nächsten
kommt.
In seiner Gesamtheit bedeutet, dass nicht nur die Krankheitssymptome berücksichtigt werden, sondern auch, wie sich der Patient fühlt, welche
Vorlieben oder Abneigungen er während der Erkrankung hat oder wie er sich verhält.
Es gibt Mittel, die sich sehr ähnlich sind und ab und zu scheinen drei oder vier Mittel auf den Patienten zu passen. Ich muss also eine
Entscheidung treffen. Je genauer Deine Angaben zu Deinem Tier sind, desto besser kann ich diese Entscheidung treffen. Sind die Symptome allerdings wenig spezifisch und das Tier in seinem
Verhalten eher unauffällig, wird es schwierig. Dann kann es sein, dass ich ein Mittel wähle, das eventuell nicht das ähnlichste ist. Dein Tier wird mir das aber zeigen: Entweder es erfährt keine
Besserung oder es zeigt die Symptome der Arznei. In beiden Fällen weiß ich, dass es nicht richtig ist und muss nochmal genauer schauen. Zeigt Dein Tier eine Besserung oder vielleicht eine
kurzzeitige Verschlechterung mit anschließender Besserung, dann BINGO.....
Sensibelchen oder ganzer Kerl

Aber was ist jetzt die "kleinste Gabe"?
Zunächst einmal die Menge: Die kleinste Gabe ist ein einziger Globulus - keine 5, keine 10, sondern 1!
Es hat sich so eingebürgert, dass man 3 gibt - einfach um zu gewährleisten, dass man einen Globulus erwischt, der mit der Substanz ausreichend benetzt ist. Der Wirkstoff ist nicht IM Globulus, sondern wird außen auf das Zuckerkügelchen aufgesprüht oder benetzt (deshalb soll man Globuli auch nicht so viel anfassen).
Die Herstellungsverfahren sind heute aber so gut, dass man davon ausgehen kann, dass alle Globuli gleichmäßig mit dem Wirkstoff benetzt sind - also reicht ein Globulus
Der Wirkstoff wird über die Schleimhäute aufgenommen und nicht verstoffwechselt. Das bedeutet man gibt das Kügelchen dem Tier seitlich in die Schnauze zwischen Leftze und Zahnfleisch in die Backentasche und lässt sie dort auflösen.
Zu Beginn wähle ich meist eine mittlere Potenz - ein Globulus, trocken und beobachte die Reaktion, die sich innerhalb von wenigen Minuten im akuten Fall bis zu Stunden oder wenigen Tagen im chronischen Fall zeigen soll.
Wenn der Organismus noch nicht zu sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde, reicht manchmal schon eine einzige Gabe in dieser Form aus. Besteht die Krankheit schon länger und greift tiefer, ist eine Wiederholung des selben Mittels in einer dem Patienten angepassten Potenz nötig. Hier spielt dann die Sensibilität eine Rolle. Reagiert das kranke Tier heftig, werden andere Potenzen und Verdünnungen gewählt, als wenn das Tier nur sehr zögernd auf das Mittel anspricht.
Jetzt bist Du gefragt
Nun beginnt Deine Arbeit. Du musst Dein Tier beobachten und mir die Reaktion auf das Mittel schildern. Ob sich beispielsweise der Juckreiz verschlimmert hat oder nachlässt, ob Dein Tier jetzt plötzlich unruhiger ist als sonst oder anhänglicher wird, der Kot anders aussieht..... also praktisch alles, was Dir auffällt. Die erste Rückmeldung nach der ersten Mittelgabe erwarte ich in akuten Fällen nach wenigen Stunden bei chronischen Erkrankungen nach ein bis zwei Tagen.
Abwarten und beobachten

Die Homöopathie ist manchmal schon eine Geduldsprobe. In der Schulmedizin ist man es gewöhnt, täglich oder sogar mehrmals täglich
Arzneimittel einzunehmen oder zu verabreichen und hofft dann, dass es irgendwann besser wird.
In der Homöopathie nimmt und gibt man erstmal nur einmalig ein Mittel und wartet ab, was sich tut. Das kann einen schon auf eine harte Probe
stellen. Vor allem wenn es erstmal schlechter wird oder sich zunächst scheinbar gar nichts zeigt.
Homöopathische Mittel beheben nicht das Problem an sich, sondern geben lediglich der Lebenskraft einen Impuls, sich selbst zu helfen und das
kann je nach Art und Schwere der Erkrankung ein bisschen dauern. Auch verläuft eine Heilung in Wellen. Es wird erst besser, dann wieder ein bisschen schlechter, um dann aber sehr viel besser zu
werden. Wenn hier zu früh eingegriffen wird, macht man sich alles wieder kaputt.
Es wird zum Beispiel nie in eine Verbesserung hinein ein Mittel wiederholt. Kommt eine Besserung zum Stillstand, das heißt, es ist zwar schon
besser geworden aber noch nicht geheilt, dann wird das Mittel in einer anderen aber niemals in der gleichen Potenz wiederholt, bzw. wenn die gleiche Potenz wiederholt wird, wird sie anders
verdünnt oder verabreicht.
Es wird in der klassischen Homöopathie auch nie ein Mittel in der gleichen Potenz mehrmals wöchentlich oder monatlich über einen langen
Zeitraum gegeben. Das kann zu unerwünschten Arzneimittelprüfungen führen - d.h. der Patient zeigt dann die Symptome, gegen die das Mittel eigentlich wirken soll. Beispielsweise ein Mittel gegen
Juckreiz, dass aber auch gegen blasenartigen Ausschlag hilft. Zeigt das Tier unter der Behandlung plötzlichen diesen Ausschlag, ohne ihn jemals zuvor gehabt zu haben, dann ist das eine
Arzneimittelprüfung.
Wie lange dauer eine Behandlung
Die Behandlung dauert so lange bis Heilung erfolgt ist. Man sagt grob, so lange in Monaten, wie die Krankheit in Jahren besteht. Ob das
wirklich so ist, weiß ich nicht, das hängt von der Konstitution des Patienten ab.
Krankheiten entstehen in Schichten - je schwerwiegender, desto mehr Schichten, desto tiefer im Innern die Schichten bzw. desto mehr wird die
emotionale Ebene mit berührt. Diese Schichten werden mit der homöopathischen Behandlung abgetragen und wenn eine Schicht abgetragen ist, zeigen sich die Symptome der nächsten Schicht und ein
neues Mittel kann nötig sein. Das geht so lange, bis die letzte Schicht abgetragen werden konnte.
Unheilbar krank
Auch mit der Homöopathie lässt sich nicht alles heilen. Wenn Gewebe zerstört ist, ist es unwiederbringlich, wenn die Lebenskraft schon stark
geschwächt ist, ist Heilung ebenso kaum möglich. Es gibt auch Heilungshindernisse. Das kann die Umgebung sein, äußere Einflüsse, die sich nicht abstellen lassen, das können Medikamente sein, die
das Tier nehmen MUSS, das kann sogar der Tierbesitzer selbst sein. Tiere nehmen unsere Emotionen extrem wahr, sie riechen sie sogar und wenn wir selbst belastet sind, kann sich das auf unser
Tier auswirken.
Aber selbst bei Heilungshindernissen, die sich nicht abstellen lassen, ist immer noch eine Unterstützung des Organismus möglich, das dem Tier
die Lebensqualität gibt, die es braucht, um beispielsweise weitgehend schmerzfrei zu leben.... um fröhlich zu sein ...

Selbst wenn die Erkrankung an sich unheilbar ist, fühlt sich das Tier aber wohl, hat Appetit, Interesse an seiner Umgebung und zeigt Lebensfreude, hat die Homöopathie schon ihr Ziel erreicht.
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